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Was Sie über die Endokarditis-Prophylaxe wissen sollten

Was ist die Endokarditis?

Die Endokarditis ist eine entzündliche Erkrankung der Innenwand des Herzens (Endokard), die sich vorwiegend an den Herzklappen abspielt und durch die Besiedlung mit Bakterien oder Pilzen zustande kommt. Diese Besiedlung kann dann eintreten, wenn Bakterien ins Blut gelangen und sich z.B. an künstlichen oder geschädigten Herzklappen festsetzen.

Was ist die Endokarditis-Prophylaxe?

Durch die vorbeugende Gabe von Antibiotika soll die Ansiedlung von Bakterien immer dann verhindert werden, wenn damit zu rechnen ist, daß Bakterien ins Blut eingeschwemmt werden (Bakteriämie).

Risiko für eine Endokarditis

Das Lebenszeitrisiko für eine Endokarditis variiert stark und ist abhängig von der zugrunde liegenden Herzerkrankung:

So beträgt das Risiko in der Normalbevölkerung 5 bis 7 Fälle pro 100.000 Patientenjahre. Auch Patienten mit Mitralklappenprolaps mit begleitender Undichtigkeit und Patienten mit bestimmten angeborenen Herzfehlern haben ein relativ niedriges Risiko.

Hingegen haben Träger von Herzklappenprothesen (383 pro 100.000) und Patienten, die wegen einer Endokarditis eine künstliche Herzklappe erhalten haben (630 pro 100.000 Patientenjahre) ein deutlich höheres und Patienten, die schon eine Endokarditis durchgemacht hatten oder deren Kunstklappe wegen einer Entzündung gewechselt werden mußte das höchste Risiko für eine erneute Endokarditis.

Wie hoch ist die Komplikationsrate?

Wenn eine Endokarditis auftritt, ist die Gefährdung der Patienten sehr unterschiedlich, je nach der zugrunde liegender Herzkrankheit:

Patienten mit einer Endokarditis an Klappenprothesen haben eine wesentlich höhere Sterblichkeit als Patienten mit einer Endokarditis an den körpereigenen Herzklappen. Zudem entwickeln sie vermehrt Komplikationen. Patienten, bei denen eine Endokarditis wiederholt auftritt, entwickeln ebenfalls häufiger Komplikationen und haben eine höhere Sterblichkeit als Patienten mit einer Erstinfektion.

Bei Patienten mit bestimmten angeborenen Herzfehlern und solche, bei deren bestimmte Operationen durchgeführt wurden (Einpflanzung künstlicher Röhrchen mit und ohne Klappe oder Einpflanzung sonstigen prothetischen Materials) haben ein deutlich erhöhtes Risiko.

Wenn keine Blutturbulenzen durch Restdefekte mehr vorhanden sind und das prothetische Material nach 6 Monaten vollständig durch neues körpereigenes Gewebe überzogen ist, ist nicht mehr von einem erhöhten Risiko auszugehen. Dies gilt auch für Patienten mit Einengungen sowie Undichtigkeiten von Herzklappen.

Patienten, die nach einer Herztransplantation eine Klappenerkrankung entwickeln, haben ebenfalls ein hohes Risiko für einen schweren bzw. tödlichen Verlauf einer Endokarditis.

Wer benötigt eine Endokarditis-Prophylaxe?

Alle Patienten mit dem höchsten Risiko für eine Endokarditis und bei denen das Komplikationsrisiko am höchsten ist. Das sind:

Wer benötigt keine Endokarditis-Prophylaxe?

Alle Patienten, die keinen der weiter unten genannten angeborenen oder erworbenen Herzfehler haben, brauchen keine Endokarditis-Prophylaxe. Dies sind Patienten mit nur mäßig hohem Risiko für eine Endokarditis. Das heißt zum Beispiel, daß Patienten mit Mitral- oder, Aortenklappenfehlern keine Antibiotika vor einem zahnärztlichen oder anderen Eingriff nehmen müssen.

Bei welchen Eingriffen Endokarditis-Prophylaxe?

Sie ist nötig bei Eingriffen, die zu einer Einschleppung von Bakterien ins Blut führen. Das sind:

Bei einer Magen-, Dickdarm- oder Blasenspiegelung, auch mit Gewebeentnahme wird keine Prophylaxe empfohlen.

Wie wird die Prophylaxe durchgeführt?

Eine Prophylaxe mit Medikamenten sollte generell innerhalb von 30 bis 60 Minuten vor einem Eingriff verabreicht werden. Nur für den Fall, dass jemand keine Prophylaxe vor einem Eingriff erhalten hat, kann diese noch bis zu zwei Stunden nach dem Eingriff sinnvoll sein.

Als Antibiotikum wird Amoxicillin empfohlen. Wenn jemand das Medikament nicht schlucken kann wird es auch in die Vene gespritzt.

Bei Penicillin- oder Ampicillin-Allergie kann auch ein anderes Medikament eingenommen oder in die Vene gespritzt werden.

Wie lässt sich das Endokarditis-Risiko verringern?

Gute Zahnpflege und solide Sanierung der Zähne sind für die Prophylaxe der Endokarditis besonders wichtig. Denn sogar beim Zähneputzen oder Kauen können vorübergehend Bakterien ins Blut eingeschwemmt werden. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt und sorgfältige Zahnpflege so wichtig. Dabei sollten die Zähne mindestens zweimal täglich geputzt und Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume benutzt werden.

Gesunde Zähne und ein gesundes Zahnfleisch schützen das Herz bei zahnärztlichen Eingriffen möglicherweise besser als Antibiotika.

Wenn Sie sich noch genauer über die Endokarditis und ihre Vorbeugung informieren möchten: Besuchen Sie die Deutsche Herzstiftung im Internet. Hier können Sie auch einen Endokarditispaß anfordern, den wir Betroffenen aber auch in unserer Praxis ausstellen. Oder lesen Sie die ausführlicher Broschüre über Herzentzündungen, die Sie auch ausdrucken können im Internet. Hier auf unserer Website erhalten Sie weitere kostenlose Broschüren über andere Krankheiten, Untersuchungen und Behandlungen sowie Informationen über unsere Praxis.