Knöchel-Arm-Index

Prinzip

Der Blutdruck eines Menschen ist unter normalen Umständen an allen Stellen des Körpers gleich hoch, d.h. daß er am Arm genau so hoch ist wie in den Beinen. Wenn es zu einer Gefäßerkrankung (Arteriosklerose) kommt dann kommt es zu Verengungen der Gefäße an den unterschiedlichsten Stellen. Betrifft die Gefäßkrankheit die Herzkranzgefäße (= koronare Herzkrankheit) kommt es zu Angina pectoris oder sogar zum Herzinfarkt, befällt sie die Gehirnschlagadern kann ein Schlaganfall entstehen, erkranken die Schlagadern der Beine entsteht die Schaufensterkrankheit.

Die Symptome, d.i. die Beschwerden einer solchen Gefäßkrankheit treten in aller Regel erst dann auf, wenn die Gefäße bereits stark eingeengt sind oder sich sogar akut verschließen. In den frühen Stadien einer Gefäßkrankheit ist der betroffene Mensch zwar noch beschwerdefrei, aber dennoch kann es bereits zu leichten Durchblutungsstörungen gekommen sein.

Man weiß aus Erfahrung, daß die Schlagadern des Armes nur in sehr seltenen Fällen erkranken, die Beinarterien aber relativ häufig. Aus diesem Grund mißt man den Blutdruck an den Armen und Beinen und vergleicht diese Werte miteinander. Wenn der Blutdruck an den Beinen deutlich niedriger ist als der Druck an den Armen darf man davon ausgehen, daß eine Durchblutungsstörung der Bein-Schlagadern vorliegt, die zwar noch nicht so weit fortgeschritten ist, daß sie Beschwerden (Schmerzen in den Beinen beim Gehen = Claudicatio intermittens) verursachen würde, die aber schon zu einer Verminderung des Blutdrucks in den Beinen geführt hat.

Wenn sich auf diese Weise hat zeigen lassen, daß die Beinschlagadern bereits von der Arteriosklerose befallen sind muß man vermuten, daß auch andere Schlagadern (z.B. die Herzkranzgefäße oder die Halsschlagadern) erkrankt sind und daß daher ein erhöhtes Risiko dafür besteht, daß ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten kann.

Durchführung

Man benutzt zur Durchführung einer solchen Untersuchung eine Blutdruckmanschette, wie man sie für „normale“ Blutdruckmessungen verwendet und ein kleines Ultraschallgerät.

Mit Hilfe des Ultraschallgerätes kann man hören, ob Blut durch eine Schlagader fließt oder nicht.

Man bläst dann zunächst die Blutdruckmanschette am Oberarm so stark auf, daß kein Blut mehr in die Armschlagader fließt. Danach läßt man den Druck in der Manschette langsam ab und hört mit dem Ultraschallgerät über der Handschlagader danach, wann das Blut wieder zu fließen beginnt. Dieser Wert ist der systolische (= obere) Blutdruckwert am Arm.

Danach legt man die Blutdruckmanschette am Unterschenkel an und bläst sie wieder so stark auf, bis kein Blut mehr in die Fußgefäße fließt. Nun läßt man den Druck aus der Blutdruckmanschette langsam ab, bis das Ultraschallgerät anzeigt, daß wieder Blut in den Fuß fließt. Dieser Wert ist der systolische Wert des Beines.

Aus diesen beiden Blutdruckwerten bildet man nun den Quotienten nach der Formel:

Blutdruck am Bein / Blutdruck am Arm.

Aus diesem Rechengang folgt mathematisch, daß der errechnete Wert um so kleiner ist, desto niedriger der Blutdruck am Bein ist. Krankhaft sind Werte, die kleiner sind als 0.9.

Weil die Blutdrücke an rechtem und linken Arm ebenso wie die Drücke an rechtem und linken Bein oft etwas unterschiedlich sind mißt man mit dieser Methode die Blutdruckwerte an beiden Armen und beiden Beinen und benutzt die jeweils höheren der beiden Arm- bzw. Beinwerte.

Was merkt man?

Die Untersuchung tut nicht weh.

Was kann passieren (Komplikationen)?

Die Untersuchung ist ohne jede Gefahr und hat keine Kombinationsmöglichkeiten.

Ergebnisse

Man benutzt diese Untersuchung entweder bei Menschen, bei denen man gezielt nach Durchblutungsstörungen der Beine sucht oder im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen.

Mißt man am Arm beispielsweise einen Blutdruck von 120 mm Hg und am Bein einen Druck von 90 mm Hg dann errechnet sich hieraus ein Knöchel-Arm-Index von (90/120 =) 0.75.

Bei einem solchen Untersuchungsergebnis muß man also bereits eine Gefäßerkrankung der Beine befürchten, die aber in diesem Fall wahrscheinlich noch keine Beschwerden verursachen wird.

Werte unter 0.5 zeigen meist bereits eine schon fortgeschrittene Form der Schaufensterkrankheit an. Hier besteht die Gefahr, daß es zu Gewebeschäden der Beine kommt und die Gefahr für den Verlust des Beines ist groß.

Wenn man bei einem beschwerdefreien Menschen im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung Werte von weniger als 0.9 findet so zeigt dies an, daß die Schlagadern möglicherweise erkrankt sind und daß dieser Mensch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls hat. In diesen Fällen muß man nach den Risikofaktoren suchen, die die Gefäße dieses Menschen gefährden (z.B. Zigaretten rauchen, Bluthochdruckkrankheit, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Fettstoffwechselstörung) und diese Risikofaktoren nach Möglichkeit beseitigen.

Zum anderen sollte man in diesen Fällen weitere Untersuchungen anschließen, um danach zu suchen, ob die Schlagadern des Herzens (Herzkranzgefäße) und des Gehirns (Halsschlagadern) bereits erkrankt sind. Hierzu kann man wiederum verschiedene Untersuchungen wie EKG, Belastungs-EKG oder Ultraschalluntersuchungen des Herzens bzw. der Halsschlagadern benutzen.